Verdruss über Verzögerung

Für viele Radler und Fußgänger aus der Ortschaft Liesborn und dem Kurort Bad Waldliesborn ist sie seit über sechs Jahrzehnte eine beliebte Route. Gemeint ist die Strecke über die Straßen „Auf der Drift“ und „Alter Schulweg“ mit der Glennebrücke. Auch für die Vermarktung des heimischen Tourismus ist die Verbindung am Radler-Knotenpunkt 17 nach Liesborn mit dem Museum im Abteigebäude ein bevorzugtes Angebot.

Glenne-Brücke bleibt weiterhin gesperrt

Doch seit Mitte Mai ist der Pfad wegen erforderlicher Arbeiten an der Fluss-Überführung mit seiner Grenze zwischen den Kreisen Warendorf und Soest für alle Verkehrsteilnehmer gesperrt. Als die Stadt Lippstadt im Frühjahr die vorübergehende Schließung der Anfang der 1960er Jahre fertiggestellten Brücke aufgrund ihrer bevorstehenden Sanierung ankündigte, war im Stadthaus am Ostwall als voraussichtliche Dauer der Maßnahme die Rede von elf Wochen. In der Zeit sollten die Wiederherstellung der Dauerhaftigkeit der Brückenplatte, eine neue Abdichtung im Fahrbahnbereich sowie eine Verstärkung der Brückenkappen erfolgen. Doch die Prognose für die notwendigen Taten ist inzwischen abgelaufen. Nun war vom Leiter des Fachbereichs für Stadtentwicklung und Bauen der Stadt Lippstadt, Heinrich Horstmann, zu erfahren, dass sich die Tätigkeiten wohl noch bis in den Oktober hinziehen dürften. Als Grund für die Unterbrechung wurden betontechnische Untersuchungen am Brückenbauwerk angeführt. Ebenso eine Reihe weiterer Details wie Analysen für den geplanten Betonaufbau. Überdies habe sich während der Instandsetzung herausgestellt, dass unter anderem die Lage der eingebauten Hohlkörper im Brückenbauwerk nicht dem Soll-Zustand entsprechen würde. Dass die eingetretene Verzögerung bei vielen ihrer täglichen Nutzer auf beiden Seiten der Glenne zu Verärgerungen geführt hat, verwundert nicht. Ihr Unmut wird darüber hinaus durch den zeitweiligen Stillstand der Sanierung noch verstärkt.

Die von Fußgängern und Radler bevorzugte Verbindung zwischen Bad Waldliesborn und Liesborn wird gegenwärtig saniert.
Doch die Arbeiten stocken, wodurch die Sperrung der Glennebrücke noch bis in den Herbst andauern kann.
Foto: Hans Zaremba

Entstehung vor sechs Jahrzehnten

Mit einer kurzfristigen Öffnung für den Verkehr ist offensichtlich nicht zu rechnen, auch nicht mit einer bedingten Teillösung für die Radler. Denn die Fahrbahndecke ist für die weitergehenden Prüfungen schon circa 1,5 Zentimeter abgefräst worden. Ebenso seien an anderer Stelle bereits Ausgrabungen von einem Meter Tiefe erfolgt. Damit könne das Bauwerk aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht freigegeben werden. Durch die vom Auftraggeber ausgeschilderte Umleitung verlängert sich die Entfernung zwischen dem Heilbad und dem benachbarten Museumsdorf um rund drei Kilometer. Für einige Personen, die den Weg über die Glennebrücke täglich nutzen, „eine mittlere Katastrophe“, was von einem Bürger aus Cappel zu vernehmen war. Die Alternative, von Liesborn nach Bad Waldliesborn die Kreisstraße 54 zu nutzen, „ist nicht ungefährlich“ war aus dem Liesedorf zu verzeichnen. Diese Straße habe ein hohes Aufkommen mit häufig zu schnell fahrenden Personenkraftwagen. Ebenso seien dort etliche Transporter anzutreffen. Die größte Unzulänglichkeit entlang dieser Chaussee sei der dort fehlende Radweg. Vom Liesborner Heimatverein wurde in diesen Tagen an die Entstehungsgeschichte der jetzt in ihrer Erneuerung befindlichen Brücke erinnert. Damals – zum Beginn der 1960er Jahre – habe man in der Region ein umfangreiches Flurbereinigungsverfahren mit der Neuordnung von landwirtschaftlichen Flächen durchgeführt, in dessen Verlauf die Glenne eingedeicht worden sei. Im Unterschied zum früheren Steg, der nur von Fußgängern und Radfahrern passiert werden konnte und sich zuletzt in einem schlechten Zustand gewesen sein soll, ist die heutige Konstruktion auch deutlich länger, weil sie auch die Deiche zu überspannen hat.

Hans Zaremba