Wer sich mit dem Lebensweg von Karl-Heinz Brülle befasst, wird ihn zweifellos als einen Politiker aus Leidenschaft bezeichnen, was sein über 50-jähriges Wirken vom Rat über den Kreistag bis zum Landtag und für die Sozialdemokratie charakterisiert. Am Mittwoch, 23. Oktober 2024, vollendete das Urgestein der SPD sein 75. Lebensjahr.
Karl-Heinz Brülle vollendete das 75. Lebensjahr
Wissen
Geschätzt ist sein großes Wissen über die Gegebenheiten der Politik von der Stadt über den Kreis, das Land und den Bund bis zur europäischen Ebene. Gerne greift seine Partei auch auf seine gründlichen Kenntnisse über die Strukturen der Sozialdemokratie und ihre inneren Abläufe zurück. In der Entstehungsphase der Bonner Republik in Lippstadt geboren, absolvierte Charly Brülle, wie er schon seit seiner Schulzeit gerufen wird, 1968 sein Abitur am Ostendorfgymnasium und studierte in Münster Pädagogik. Bereits 1975 kam er als Lehrer an die Pestalozzischule, die er nach ihrem Umzug in die einstige Wilhelmschule mit ihrem jetzigen Namen „Schule Im Grünen Winkel“ im Januar 2015 als Pensionär verlassen hat. Schon als Pennäler entwickelte sich sein politisches Interesse. Der Eintritt in die SPD war für ihn 1969 der logische Schritt. Sein Parteibuch erhielt er im Jahr der Wahl von Willy Brandt zum ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler vom damaligen SPD-Parteisekretär und Lippstädter Ratsherrn Werner Roß (1927-2011).
Weggefährten
Mit unzähligen inzwischen verstorbenen Weggefährten aus der heimischen Sozialdemokratie – vom legendären Bürgermeister Jakob Koenen (1907-1974) über den einstigen Bundestagsabgeordneten Engelbert Sander (1929-2004) bis zum früheren hauptamtlichen Gewerkschaftler Werner Franke (1928-2006) – hat er zusammengearbeitet. Parallel zur beruflichen Ausbildung gestaltete sich seine SPD-Laufbahn. Sie erstreckt sich von den Anfängen bei den Jungsozialisten in der Stadt und im Kreis über den Vorsitz im SPD-Ortsverein in der Kernstadt (1973 bis 1979) und im SPD-Stadtverband (1974 bis 1976) bis in den Vorstand des SPD-Unterbezirks im Kreis Soest (1975 bis 1987, ab 1981 als stellvertretender Vorsitzender). Eine Fülle von Papieren für die SPD-Programme der verschiedenen Gliederungen (Stadt, Kreis, Bezirk und Land) stammen aus seiner Feder. Wesentlich hat er die Ausrichtung der sozialdemokratischen Kommunalpolitik in Lippstadt und auf der Kreisebene ab der Gebietsneuordnung im Jahr 1975 geprägt.
Parlamentarier
Seine parlamentarische Arbeit startete Charly Brülle mit dem Einzug in den Kreistag. Ihm gehörte er als persönlicher Nachfolger von Engelbert Sander als Kreistagsmitglied von 1981 bis 1989 an. Im Herbst 1989 wechselte der SPD-Politiker in den Stadtrat. Bei der Kommunalwahl am Sonntag, 25. Mai 2014, wurde er mit dem Gewinn des Direktmandates im Wahlbezirk rund um den Stadtwald zum sechsten Mal in Folge in die Ratsversammlung gewählt. Von September 1991 bis zum September 1999 war er darüber hinaus der Vormann der SPD-Fraktion im Lippstädter Rathaus. Seinen größten politischen Erfolg erzielte er 1985. Da gelangte er völlig überraschend als erster direkt gewählter Abgeordneter der SPD aus dem Lippstädter Wahlkreis in den Düsseldorfer Landtag. Diesen unmittelbaren Triumph gegenüber dem damaligen, langjährigen CDU-Abgeordneten und Ex-Direktor des früheren Amtes Störmede, Lukas Schaa (1926-2018), konnte er im Mai 1990 gegen den späteren hauptamtlichen Landrat Wilhelm Riebniger (1943-2018) wiederholen. Am Samstag, 30. April 2005, wurde Charly Brülle mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Anerkennung
Vielfältige Verdienste und eine breite Anerkennung erwarb sich der Sozialdemokrat auch als Mitglied des Bau- und Verkehrsausschusses der Stadt Lippstadt. Es ist schon bestechend, mit welcher breiten Beschlagenheit er die Dinge auf den Punkt brachte und Lösungen herbeiführte. Seine präzise und anerkannte Arbeit in diesem Gremium spiegelte sich auch in den zahlreichen Bereisungen der kleinen Verkehrskommission und vielen Bürgeranhörungen über den Ausbau der städtischen Straßen und Wege wider. Über die mannigfaltigen politischen Aufgaben hinaus hat sich Charly Brülle, der über 50 Jahre mit seiner Frau Anita Brülle verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Söhnen und Opa eines Enkels ist, auch effektvoll für den örtlichen Sport eingesetzt. Dabei führte er als Vorsitzender des Lippstädter Spielvereins Teutonia (LST) 08 die „Schwatten“ vom Waldschlößchen in die lang geforderte und von ihm forcierte Fusion mit den „Roten“ vom Lipperbruchbaum des Vereins Borussia 08 Lippstadt. In der Gründungsphase des neuen Spielvereins für den Fußballsport in Lippstadt (SV 08) war er vom Sommer 1997 bis in den Herbst 1998 dessen stellvertretender Vorsitzender. Auch heute ist er noch dem LST als Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Teutonia Lippstadt 08 – deren Ziel die Förderung des Jugendsports ist – verbunden.
Hans Zaremba