Während sich in der Bundesliga bereits nach einem knappen Drittel der Saison ein erneuter Titelgewinn für den FC Bayern München abzeichnet, bleibt es im Unterhaus spannend. Gegenwärtig haben mit Hannover 96, SC Paderborn, Fortuna Düsseldorf, Karlsruher SC und dem Hamburger SV gleich fünf ehemalige Bundesligisten berechtigte Aussichten, im kommenden Jahr den Aufstieg ins Oberhaus zu schaffen. Zwangsläufig ist das Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer groß, die Begegnungen in der Zweiten Liga zu besuchen. Gewiss auch vor dem Hintergrund, weil die meisten Zweitligisten eine große Tradition mit vielen Titelerfolgen verkörpern.
Blick auf die Zweite Liga
Schalke
Zu ihnen gehört auch der FC Schalke 04, der momentan die wohl größte Krise in seiner 120-jährigen Geschichte erlebt. Nicht nur die sportliche Situation (lediglich 12 Punkte aus 12 Partien) ist erschreckend, auch die wirtschaftliche Lage (162 Millionen Euro an Schulden wurden in der jüngsten Mitgliederversammlung der Knappen registriert) ist alarmierend. Von einem baldigen Comeback im Oberhaus mit packenden Revierderbys zwischen den Blau-Weißen aus Gelsenkirchen und den Schwarz-Gelben aus Dortmund ist beim Vorstadtclub schon länger keine Rede mehr. Indessen befürchten nicht wenige ihrer treuen Anhängerschaft einen weiteren Niedergang: Diesmal in die dritthöchste Spielklasse mit zusätzlichen Problemen für das offenkundig überforderte Management des Traditionsclubs.
Münster
Sorgen um den Unterhaus-Verbleib haben fraglos ebenso die Verantwortlichen von Preußen Münster, die im vergangenen Mai über die nach 33 Jahren geglückte Rückkehr in die Zweite Liga gejubelt haben. Das Bundesliga-Gründungsmitglied spielte noch in der Saison 2022/23 in der viertklassigen Regionalliga und traf dabei auch auf den SV Lippstadt 08. Die Entwicklung der Schwarz-Weiß-Grünen war seitdem rasant. Selten ist es einem Regionallisten in nur einem Fußballjahr der Durchmarsch in die Zweite Liga geglückt. Für langjährige Preußen-Fans eine späte Genugtuung für den Bundesliga-Verlust in 1964, wo Münster nicht zuletzt infolge dubioser Abläufe rund um den Abstieg zu den Verlierern zählte.
Paderborn
Obwohl die Domstädter aus dem Hochstift nach zwei Bundesliga-Aufstiegen (2014 und 2019) jeweils wieder umgehend das Oberhaus verlassen mussten, mischen sie seit Jahren stets in den Spitzengruppen der Zweiten Liga mit. In 2024/25 präsentieren sich die Schwarz-Blauen in einer ausgezeichneten Verfassung. Ein wesentlicher Garant für den Erfolgsweg der Paderstädter ist ihr Trainer Lukas Kwasniok, der inzwischen in der vierten Spielzeit bei den Ostwestfalen das Zepter schwingt. Nicht von ungefähr schwärmt man in der Bischofs- und Universitätsstadt von einer dritten Renaissance in der Beletage des deutschen Fußballs.
Hamburg
Ein Verlangen, das einmal mehr auch an Elbe und Alster besteht. Von 1963 bis 2017 war der Hamburger SV der Dino des Oberhauses, inzwischen sind die Rot-Hosen zum Unterhaus-Dino geworden. Dass nach einer jetzt schon achtjährigen Zugehörigkeit in der Zweiten Liga die Geduld der HSV-Sympathisanten mit dem einstigen hanseatischen Vorzeigeverein arg strapaziert wird, überrascht angesichts der seit 2018 ständig verfehlten Bundesligarückkehr nicht. Bislang hat es auch der im Februar 2024 verpflichtete Steffen Baumgart, in 2019 mit Paderborn in die Bundesliga aufgestiegen, nicht vermocht, die Hamburger wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Daher ist der 52-jährige Kulttrainer nun unter großen Druck geraten.
Hans Zaremba