Während der lange bei den Schwarz-Gelben unumstrittene Vorstandsvorsitzende der Borussia Dortmund GmbH & Co, Hans-Joachim Watzke, für die in den USA stattfindende sportlich bedeutungsarme Klubweltmeisterschaft wohlmeinende Worte findet, formiert sich in seinem Verein gegen ihn eine größere Opposition. Der Hintergrund des Unmuts ist die Absicht des aus Marsberg stammenden Fußballs-Multifunktionärs, im November nach seinem Abschied vom Geschäftsführer-Job das Präsidentenamt des eingetragenen Ballspielvereins Borussia von 1909 zu übernehmen.
Hans Zaremba über Querelen beim BVB

Vereinspräsident Dr. Reinhold Lunow, der den Sauerländer als künftigen Vormann des Ballspielvereins Borussia von 1909 verhindern möchte. Das Bild ist im „Borusseum“, der Ahnengalerie der Dortmunder Borussia im vormaligen Westfalenstadion, bei der Verabschiedung der auch mit den Lippstädter „Optimisten“ als Betreuerin der Fanclubs eng verbundenen Petra Stüker entstanden.
Archiv-Foto: Hans Zaremba
Gegenspieler
Ein Vorhaben, das jedoch beim amtierenden BVB-Oberhaupt, dem in Bornheim bei Bonn lebenden Klinikchef Dr. Reinhold Lunow, und vermehrt bei den Ultras der Dortmunder Borussia auf ziemlichen Widerstand stößt. Bereits bei der vorjährigen Mitgliederversammlung gruppierte sich gegen den Sauerländer Protest, als die von ihm und seinem Vorstandskollegen für das Marketing, Carsten Cramer, eingefädelte Millionen-Vereinbarung des BVB mit einem Düsseldorfer Rüstungskonzern heftige Kritik auslöste. Viele Beobachter der Szene gingen bislang davon aus, dass der Mediziner nach dem im November 2022 erfolgten Rückzug seines Vorgängers Dr. Reinhard Rauball lediglich ein Übergangs-Präsident sein würde. Bestärkt wurde diese Vermutung durch ein Interview von Watzke im ZDF, als der Diplomkaufmann offen mit der BVB-Präsidentschaft kokettierte. Unterdessen hat der 71-Jährige Arzt nach gleichartigen Medien-Beiträgen dem Wahlleiter des Traditionsvereins jedoch seine erneute Kandidatur für das oberste Vereinsamt angezeigt. Damit ist der Doktor zum Gegenspieler des Vormanns der Profisparte geworden.
Argwohn
In den Fankreisen hat die Absicht von Watzke, nach dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit für das kommerziell ausgerichtete BVB-Unternehmen direkt ins Ehrenamt des Universalvereins zu schlüpfen, erhebliche Diskussionen heraufbeschworen. Das Beispiel aus München, wo Uli Hoeneß bei den Bayern eine ähnliche Rochade herbeiführte, wirkt auf etliche Sympathisanten des Bundesligisten im Ruhrpott abschreckend. Nicht ungefähr befürchten sie am Rheinlanddamm in Dortmund ähnliche Störungen zu erleben, wie sie an der Säbener Straße in München oft zu verzeichnen sind. Ebenso wird die Ämterfülle des einstigen Fabrikanten für Arbeitsbekleidung beim DFB (Deutscher Fußball-Bund) und der DFL (Deutsche Fußball Liga GmbH) von vielen Borussen mit Argwohn betrachtet. Zudem werden dem 65 Jahre alten Westfalen die mehrfachen Trainerwechsel nach der in 2015 beendeten Ära von Jürgen Klopp angelastet, was unter anderem im Mai auch bei der Jahresversammlung der Lippstädter BVB-Gemeinde von den „Optimisten“ zu hören war. Die von Watzke als Chef des Unternehmens Borussia Dortmund weitgehend verantworteten Personalentscheidungen überlagern zwangsläufig seine beträchtlichen Verdienste bei der Abwendung der in 2006 drohenden Insolvenz des 1909 gegründeten Vereins infolge des Missmanagements der ehemaligen Vorleute des börsenorientierten deutschen Fußballclubs.
Wahlkampf
Folglich wird der BVB-Sommer rund um die fußballferne Klub-Weltmeisterschaft in Amerika, dem üblichen Transfergerangel, den Start in den DFB-Pokal, die Meisterschaft und die Champions League von einem Wahlkampf zwischen Reinhold Lunow und Hans-Joachim Watzke flankiert, wenn nicht zuvor einer der Kontrahenten zurückzieht. Durch solche Reibereien verblasst schnell der sportliche Erfolg der Dortmunder Fußballer mit ihrem Coach Niko Kovac, als sie sich mit einer beachtlichen Aufholjagd noch auf den letzten Metern der Spielzeit 2024/25 für den kommenden Champions-League-Wettbewerb qualifizierten.