Von Taktik über Darlehn bis Umbruch

Einmal mehr bestimmte in der vergangenen Woche bundesweit die Zuwanderung das politische Interesse. Dabei stand insbesondere der am Dienstag geplatzte Migrationsgipfel im Mittelpunkt. Vor dem Treffen von Repräsentanten der Ampel-Regierung in Berlin mit Vertretern der Opposition hatte die Union Bedingungen formuliert, um Maximalforderungen bezüglich von Zurückweisungen an der Grenze durchzupeitschen. Doch der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag hat sich mit seinen laufstarken und kompromisslosen Forderungen verspekuliert.

Wochenrückblick

So erklärte die Stern-Kolumnistin, Autorin und Podcasterin Jagoda Marinić in der ARD-Talkshow von Sandra Maischberger: „Ich fühle mich auch als Bürgerin vorgeführt. Das ist eine Inszenierung.“ Offenbar sehen das auch viele Bürgerinnen und Bürger so. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage, die im „Welt“-Podcast „Das bringt der Tag“ vorgestellt wurde, sieht eine klare Mehrheit das Spiel des CDU-Oberen kritisch. 69 Prozent der Forsa-Befragten meinen, es gehe der CDU/CSU nicht um Lösungen der Asyl-Frage, sondern um Parteitaktik. Selbst Anhänger der Union trauen ihrem vermeintlichen Kanzlerkandidaten nicht so ganz – 43 Prozent glauben an taktische Manöver als wahre Motivation in der Asyl-Debatte.

Darlehn

Vor der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Lippstadt am Montagabend wurde gerätselt, welches Signal die Kommunalpolitik für den Gesundheitsstandort Bad Waldliesborn senden würde. Nach der Beratung war das Ergebnis klar, als die örtliche Tageszeitung am Mittwoch titelte: „Dieses Paket macht Walibo Hoffnung.“ Damit stellt die Stadt Lippstadt für ein Gesellschafter-Darlehn zwei Millionen Euro zur Verfügung. Nun schauen viele Beobachter auf die Entwicklung, wie es mit der Planung eines möglichen neuen Thermalbades weitergeht. Auch weiterhin dürfte Bad Waldliesborn ein Thema bleiben.

Selbstbewusst

Als im August Kamala Harris anstelle von Joe Biden als Bewerber der Demokraten für die nächste US-Präsidentschaft nominiert wurde, veränderten sich recht schnell die Umfragen mit Blick auf den Wahltag im November. Während zuvor Donald Trump mit relativ großen Aussichten auf ein mögliches Comeback im Weißen Haus zusteuerte, drehte sich nach der Berufung der gegenwärtigen Vize-Präsidentin als Aspirantin der Demokraten für das höchste Staatsamt in den USA plötzlich das Meinungsbild. Auch in der TV-Debatte unterhalb der Woche konnte sie überzeugen. Nach den überlieferten Bildern war auf der Gewinnerseite. Wenn sie sprach, wirkte sie klar, konzentriert und selbstbewusst und blickte häufig mit offenen, blitzenden Augen in die Kamera. War ihr Gegenpart dran, schaute sie zu ihm rüber, setzte hin und wieder ein amüsiertes Lächeln auf, schüttelte den Kopf oder lachte laut.  Der Ex-Präsident hingegen vermied jeglichen Blickkontakt mit seiner Rivalin, schaute mit zugekniffenen Augen meist zu den Moderatoren und bemühte sich sichtlich um Fassung.

Umbruch

Während Ungarn von der deutschen Nationalelf am Samstag deutlich mit 5:0 besiegt wurde, taten sich die von Julian Nagelsmann formierten Männer gegen die Niederlande etwas schwerer. Am Ende stand nach einem furiosen und hochklassigen Match in Amsterdam ein 2:2, obwohl Deutschland recht früh in Rückstand geraten war. Nun ist die DFB-Auswahl Tabellenführer in der Gruppe drei der Nations League. Viel war gemutmaßt worden, wie sich die deutschen Elite-Kicker nach den Rücktritten der langjährigen Leistungsträger Manuel Neuer, Toni Kroos, Ilkay Gündogan und Thomas Müller in den Begegnungen mit Ungarn und den Niederländern bestehen würden? Offenkundig ist dem Bundestrainer nach den Härtetests der Umbruch seiner Mannschaft geglückt.

Trotz der Niederlage waren Selfties noch begehrt:
Nach dem Abpfiff ließ es sich Marcello Romano nicht nehmen, sich zu den treuen Fans an die Seitenlinie zu begeben.
Foto Hans Zaremba

Freitagsfußball

Nach dem im Mai erfolgten Abstieg des SV Lippstadt 08 aus der Regionalliga wollten die Schwarz-Roten am Freitagabend unbedingt mit einem Dreier die Spitzenposition in der Oberliga Westfalen erklimmen. Doch die neunzig Minuten gegen die zweite Auswahl des SC Verl war eine große Enttäuschung. Das 0:2 vor heimischer Kulisse war eine Ernüchterung der Träume, vielleicht nach einem Jahr wieder viertklassig zu werden. Anders war die Situation in Dortmund, wo der BVB in einem sehr unterhaltsamen Spiel mit 4:2 den FC Heidenheim besiegte und zumindest für eine Nacht die erste Position in der Tabelle einnehmen konnte. Überdies hatten viele Fußballfreunde in der Region am Freitagabend ihre Augen auf das Derby der beiden Clubs aus den benachbarten Domstädten Münster und Paderborn gerichtet, das mit einem 3:3 endete. Für Preußen Münster zumindest ein Achtungserfolg, während der SC Paderborn 07 wohl etwas mehr erwartet haben dürfte.

Hans Zaremba