Blick auf die Europameisterschaft von Hans Zaremba
Nach dem ansehnlichen Finale um die Champions League zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund (2:0) steht nun mit der Europameisterschaft in Deutschland ein neuer Höhepunkt für die Sympathisanten des Fußballs auf der Agenda. Bereits das Eröffnungsspiel in München mit Deutschland gegen Schottland am kommenden Freitag um 21.00 Uhr wird offenbaren, zu welchen sportlichen Leistungen die vom Bundestrainer Julian Nagelsmann formierte Auswahl in der Lage ist.
Vorbereitungen der DFB-Elf
Nachdem nicht wenige Fußballfans in der Bundesrepublik im letzten Jahr nach der großen Enttäuschung über die Auftritte der deutschen Nationalmannschaft am liebsten das ganze Turnier abgesagt hätten, ist nun wieder eine gewisse Leidenschaft bei den Anhängern für den Sport mit dem runden Leder zu verspüren. Dazu beigetragen haben im März die Siege von Deutschland in Lyon im Treffen mit Frankreich (2:0) und in Frankfurt gegen die Niederlande (2:1). Aber im vorletzten Testspiel am Montagabend, als in Nürnberg die Ukraine der Gast war, musste sich das Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit einem torlosen Remis begnügen. Obwohl die Mannschaft reichliche Chancen herausspielte, fehlte ihr im Abschluss die Effizienz. Gleichwohl kann man die Chancen der deutschen Nationalmannschaft nur schwer einschätzen. Denn hatte es zum Ende der Zeit von Hansi Flick als Coach und im Anschluss mit dem heutigen Übungsleiter viele schmerzliche Pleiten gegeben. Ebenso war der zwischenzeitliche und unnötige Flirt des aktuellen DFB-Sportlehrers mit seinem vormaligen Arbeitgeber Bayern München für die Konsolidierung der Nationalmannschaft nicht förderlich.
Balance in der Mannschaft
Die jetzt anberaumten Gruppenspiele Deutschlands mit Schottland, Ungarn und der Schweiz werden zeigen, ob der 36-jährige der Aufgabe gewachsen ist, die nötige Balance zwischen altgedienten Routiniers und jungen Talenten zu finden. Um gar vom Titel zu träumen, wird stark vom in den DFB-Kreis zurückgeholten Toni Kroos abhängen. Fraglos verfügt der vor dem Ende seiner aktiven Laufbahn stehende Taktgeber von Real Madrid über eine große Erfahrung, was am letzten Wochenende einmal mehr im Endspiel um die Krone im europäischen Vereinsfußball sichtbar wurde. Zum erfolgreichen Wettbewerb mit einer nach 1972, 1980 und 1996 vierten Europameisterschaft für Deutschland kann auch der erst 21 Jahre alte Florian Wirtz beitragen, der nach seiner rasanten Saison für den Doublegewinner aus Leverkusen mit zu den wichtigsten Akteuren im deutschen Aufgebot geworden ist.
Neuauflage des Sommermärchens
„Eine tolle Europameisterschaft“ erwartet Martin Kallen, Turnierdirektor der Uefa (Union of European Football Association). Der europäische Fußballdachverband will während der vier Wochen in Deutschland vom 14. Juni bis 14. Juli einen Umsatz von 2.4 Milliarden Euro erzielen. Damit wäre die nach 1988 zweite Europameisterschaft in Deutschland die kommerziell erfolgreichste bisher. Der DFB geht davon aus, dass 2.78 Millionen Fußballfreunde in die zehn Stadien von München (Auftakt) über Stuttgart, Frankfurt, Leipzig, Köln. Düsseldorf, Dortmund, Gelsenkirchen, Hamburg bis Berlin (Endspiel) pilgern. Inwieweit die Euro 2024 ein Impuls für die deutsche Wirtschaft sein wird, bleibt abzuwarten. Und die Erfüllung des Wunsches nach einer Neuauflage des „Sommermärchens“ von 2006 wird erheblich vom Abschneiden der DFB-Kicker beeinflusst. Durch ein frühes Aus der deutschen Fußballer, wie zuletzt bei den Weltmeisterschaften in Katar (2022) und Russland (2018) und im Achtelfinale der Europameisterschaft 2021, dürfte das Interesse für den Fußball in Deutschland schnell erlahmen.